Heh Huckebein
Ein Mensch spaziert im
Märzenfeld,
hat eines nur im Sinne,
dass endlich in der kühlen
Welt die Frühlingszeit beginne.
Und tatsächlich zur selben
Zeit erstrahlt die helle Sonne,
gleich öffnet er die
Kleidung weit,
reckt nackt die Brust in
Wonne.
Im Eichenbaum, der in der
Näh', bekichert ihn ein Rabe und lästert frech: „Ein
Mensch, oh je, wie eitel sein Gehabe,
an Hals und Brust die
Daunen fort, ich sag's ja immer wieder:
So blechern wie des
Menschen Wort,
so
falsch ist sein Gefieder.“
Es
kontert gleich der Mensch dem Rab: „Und
du vor allen Dingen,
du
krächzt, als steckst du schon im Grab, und
glaubst doch, schön zu singen.“
Drauf
stellt der Rab das Reden rein und
lässt sich nicht mehr sehen, der
Mensch ruft süß: „Heh Huckebein, ich
hör doch gern dein Krähen
und
werde mich in deinem Sinn mit
echten Federn schmücken“,
und
sieht den Rab im Baume drin versöhnt
nach vorne rücken.
Hannelore Furch
| Rendezvous an der Ampel
Die Ampel zeigt noch Grün bei mir, doch drossle ich mein Tempo hier und seh am Ampelpfahl den Geck: Ein Kater steht auf jenem Fleck.
Er möchte gern zur andern Seit', dort steht die Katzenbraut bereit, ich traue meinen Augen nicht: Erkennt das Tier das rote Licht?
Weil weit und breit kein Auto fährt und mich das Lexikon gelehrt, dass Katzen Farben anders sehn, bleib ich zur Vorsicht lieber stehn.
Im Zweifel, ob er starten kann, tanzt um sich selbst der Katzenmann, die Kätzin drüben wartet noch, drum fängt er sich und startet doch
und legt auf halber Strecke zu, so kommt es schnell zum Rendezvous. Ich starte auch und seh entzückt, wie ihm der Flirt auf Anhieb glückt.
Hannelore Furch
Beide Gedichte sind aus dem Zyklus Kalendergedichte für kleine und große Tierfreunde:
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