Hannelore Furch
Gedichte, Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten, Märchen, Fachliteratur

Tiergedichte


Mensch und Rabe

Ein Frühlingstag wie einbestellt!
Ein Mensch spaziert in Wonne
bei off’ner Jacke froh im Feld,
reckt Hals und Brust zur Sonne.

Er kommt am Birkenbaum vorbei,
dort kichert frech ein Rabe
und lästert laut: „Ein Mensch, oh je,
wie eitel sein Gehabe,

an Hals und Brust die Daunen fort,
ich sag's ja immer wieder:
So blechern wie des Menschen Wort,
so falsch ist sein Gefieder.“

Es kontert gleich der Mensch dem Rab':
„Und du vor allen Dingen,
du krächzt, als steckst du halb im Grab
und glaubst doch, schön zu singen.“

Drauf stellt der Rab‘ den Austausch ein
und lässt sich nicht mehr sehen,
der Mensch ruft süß: „Heh Huckebein,
ich hör‘ doch gern dein Krähen

und werde mich ab dieser Zeit
mit echten Federn schmücken“,
und sieht den Raben plauschbereit
im Baum nach vorne rücken.

Mensch und Rabe. Gedicht und Illustration von Hannelore Furch